Anhörung zur Rohstoffsicherheit für die Bauwirtschaft 30. Januar 202531. Januar 2025 Eine nachhaltige Bauwirtschaft erfordert eine bessere Nutzung heimischer Rohstoffe, weniger Bürokratie und mehr Planungssicherheit. Das betonten die Sachverständigen in einer Anhörung des Bauausschusses. Lieferengpässe und Preissprünge bei Rohstoffen sind für die Bauwirtschaft in Bayern aktuell eine große Herausforderung. Der Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr hatte deshalb Vertreter der Branche zur Anhörung „Rohstoffsicherheit für die Bauwirtschaft in Bayern“ eingeladen, um Maßnahmen zu diskutieren. Es geht um einen jährlichen Bedarf an Rohstoffen für den Hoch- und Tiefbau von 150 Millionen Tonnen.Zu den Kernforderungen der bayerischen Bauwirtschaft gehören ein spürbarer Bürokratieabbau bei der Förderung von Rohstoffen und eine langfristige Sicherung von Abbaurechten. Zudem brauche es praktikablere Regeln für das Bauschuttrecycling und eine höhere Akzeptanz der daraus gewonnenen Sekundärrohstoffe.Der Geschäftsführer Bauen beim Industrieverband Bau, Steine und Erden (BIV), Bernhard Kling, erklärte, dass mineralische Rohstoffe für die Bauwirtschaft „nahezu unerschöpflich vorhanden“ seien. Anders sehe es aber mit der tatsächlichen Verfügbarkeit aus: Diese sind durch vielfältige Abbauvorschriften eingeschränkt. Als Beispiel nannte er den Grundwasserschutz. Viele Abbauvorhaben scheiterten an entsprechenden Vorgaben, obwohl es sich oft nur um temporäre Eingriffe handele, die kaum Auswirkungen auf den Wasserhaushalt hätten.Regionale Verfügbarkeit von Rohstoffen wichtig Martin Drognitz, Bereichsleiter beim Bayerischen Industrie- und Handelskammertag (BIHK), nannte Probleme mit „konkurrierender Flächennutzung“, etwa mit dem Bau von Windkraftanlagen. Weil es für diese in der Landesplanung ausgewiesene Vorranggebiete gebe, würden die Belange des Rohstoffabbaus nachrangig behandelt. Hier sei eine bessere Abstimmung nötig. Kling ergänzte: „Wir brauchen in der Genehmigungspraxis mehr Miteinander und weniger Gegeneinander.“Als wenig hilfreich bezeichneten die Experten die Vorgabe im Landesentwicklungsprogramm, für Rohstoffe möglichst zentrale Abbaustätten zu nutzen. Manfred Hoffmann, geschäftsführender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe, sprach sich dafür aus, mehr dezentrale Abbaustätten zuzulassen. Dies sei besser für den Natur- und Artenschutz und halte auch die Transportkosten zu den örtlichen Baustellen niedrig. BIV-Präsident Georg Fetzer bestätigte: „die Optimalstruktur ist die Kiesgrube hinterm Haus“. Nötig sei ein „klares Bekenntnis der Politik zur heimischen Rohstoffgewinnung“. In manchen Regionen sei schon heute eine Unterversorgung spürbar. Auch Georg Gerhäuser, Präsident des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen, bezeichnete die regionale Verfügbarkeit von Rohstoffen als bedeutenden Faktor für Versorgungssicherheit und Kostenkontrolle.Aufwertung von Holz als BaustoffFür die stärkere Nutzung von heimischem Holz im Baubereich trat Alexander Stärker, Vorsitzender des Vereins „Familienbetriebe Land und Forst Bayern“, ein. „Wir haben in Bayern die größten Holzvorräte weltweit, da können wir durchaus mehr einschlagen“, erklärte er. Am besten gelinge dies mit nachhaltiger Waldbewirtschaftung. Als großer CO2-Speicher könne Holz am Bau eine entscheidende Rolle beim Klimaschutz spielen. Auch Julia Möbus vom Bundesverband der Säge- und Holzindustrie plädierte für eine intensivere Holznutzung. Problem sei allerdings, an das verfügbare Holz auch zu kommen. Gerade im Privatwald lasse die Effizienz der Holzernte mitunter zu wünschen übrig. Hier könne eine bessere staatliche Förderung helfen, so Möbus. Auf der anderen Seite warb sie um die unbürokratischere Ausweisung von Lagerflächen für anfallendes Schadholz nach Schädlingsbefall oder Unwettern. Sonst drohe wertvolles Holz unaufgearbeitet verloren zu gehen.Potenziale des Bauschutt-Recycling kaum genutzt Auf die Potenziale des Recyclings verwies Stefan Schmidmeyer vom Verein Baustoff Recycling Bayern. Technische Lösungen existierten bereits, würden jedoch nicht vollständig ausgeschöpft. Hier sollten Hemmnisse abgebaut und Recycling als zentraler Bestandteil der Rohstoffsicherung anerkannt werden. Es gehe darum, Schuttablagerungen zu vermeiden und Wertstoffkreisläufe zu schließen. Auch aus Kosten- und Verfügbarkeitsgründen könnten Sekundärrohstoffe ein großer Faktor auf dem Bau werden, so Schmidmeyer. Er hielt eine Verdoppelung des Anteils von Recyclingprodukten am Bau auf 30 Prozent der eingesetzten Rohstoffe für möglich. Um dies zu erreichen, müsste man die Rahmenbedingungen verbessern, und die öffentliche Hand als großer Bauträger sollte verstärkt Sekundärrohstoffe nutzen. Obwohl recycelte Materialien strengsten Vorgaben entsprächen, ließen die Baubestimmungen bei öffentlichen Bauvorhaben ihren Einsatz nicht immer zu.Barbara Fuchs, wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Landtag, ergänzt: „Baustoff-Recycling kann nicht nur einen Beitrag leisten zur Rohstoffsicherung. Wenn Baumaterialien wieder in den Kreislauf zurückfließen, schont das auch natürliche Ressourcen, die in Bayern abgebaut werden. Wir senken damit CO₂-Emissionen und reduzieren Deponieflächen. Wenn hierdurch ein regionaler Markt für Recyclingbaustoffe entsteht, können Transporte eingespart werden und gut für unsere Wirtschaft ist das auch.“ In der 2024 vom Bundestag verabschiedeten Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie ist das Baustoff-Recycling daher ein wichtiger Bestandteil. Diese sieht vor, dass 25 Prozent des Bedarfs an strategischen Rohstoffen bis 2030 durch Recycling gedeckt werden sollen.Recycling als Gegenstrategie zu steigenden RohstoffpreisenBelastend für die Branche sind auch die zuletzt stark gestiegenen Preise für Baustoffe wie Holz, Stahl, Zement und Kupfer. Robert Viktor Scholz von den Architekten und Ingenieuren (ARVS) verwies auf Steigerungen von 50 bis 80 Prozent in den vergangenen zehn Jahren und empfahl als Gegenstrategie, heimische Rohstoffe stärkerzu fördern und die Recyclingquote zu erhöhen. Dabei warnte er vor dem Einsatz technisch immer komplexer werdender Bauelemente, weil sie rentables Recycling erschwerten. Hier sei der Gesetzgeber bei der Zulassung neuer Verbundmaterialien in der Verantwortung.Einig waren sich alle Experten in ihrer Forderung nach einem Bürokratieabbau. Schmidmeyer sprach von regelrechten „Gutachterschlachten“, die immer mehr Unternehmer dazu brächten, Projekte erst gar nicht in Angriff zu nehmen. Erschwerend komme hinzu, dass Gesetze und Verordnungen nicht nach Wortlaut angewandt würden, sondern oft noch von den lokalen Behörden mit zusätzlichen Auflagen versehen würden. Hoffmann stellte zudem fest, dass es gerade auf der Ebene der unteren Genehmigungsbehörden zu wenig fachkundiges Personal gebe. Die Folge sei, dass Verfahren an übergeordnete Stellen abgegeben würden, was Verzögerungen und oft auch Mehrkosten zur Folge habe.(Foto von Guillaume TECHER auf Unsplash)
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