Wie ein Fürther Unternehmen das Kunststoff-Recycling revolutioniert

Die Transformation unserer Wirtschaft hin zu ressourcenschonenden Kreisläufen ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Mit der PRUVIA GmbH habe ich mich erneut über ihren innovativen Ansatz ausgetauscht, der für die Kunststoffindustrie ein echter Durchbruch sein könnte. Auch die Initiative ChemDelta Bavaria sieht viel Potenzial in der Technologie, wie sie kürzlich beim politischen Gespräch im Landtag betonte, und hat deshalb die Ansiedlung von PRUVIA im Chemiedreieck unterstützt.

Beim Kunststoff-Recycling dominiert bisher ein mechanisches Verfahren, mit dem aber nur „Downcycling“ möglich ist: Die Materialeigenschaften verändern sich und die gewonnen Rezyklate sind nicht mehr für alle Anwendungen oder Prozesse geeignet. PRUVIA gelingt es dagegen, mit einem thermochemischen Verfahren („Pyrolyse“) aus Kunststoffabfällen den ursprünglichen Rohstoff Naphtha zu gewinnen. Aus diesem Öl lassen sich Kunststoffe in Neuwarenqualität herstellen – und das in unbegrenztem Kreislauf. Auch gemischte Kunststoffe, die für mechanisches Recycling ungeeignet sind, können verarbeitet werden. Das Verfahren wurde über viele Jahre in der Testanlage in Leuna erforscht und weiterentwickelt, ab Sommer 2025 entsteht nun die erste kommerzielle Plastic-to-Oil-Anlage im Chemiepark Gendorf.

Martin Nitz (Gründer & CEO) und Jan Schäfer (Finance & Legal Manager) erläuterten mir die Pläne für die neue Anlage, die 2027 in Betrieb gehen soll. Bereits jetzt ist die Produktionsauslastung für die ersten fünf Jahre gesichert – ein deutliches Zeichen für das große Interesse der Industrie an dieser zukunftsweisenden Technologie. Denn die Vorteile liegen auf der Hand: Das Verfahren ermöglicht es, fossiles Naphtha zu ersetzen und Kunststoffe endlos im Kreislauf zu halten. Das schont nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern macht unsere Wirtschaft auch unabhängiger von Lieferanten fossiler Rohstoffe und leistet so einen wichtigen Beitrag für die Versorgungssicherheit.

Finanzierung und Standortpolitik als Herausforderung

Obwohl die Finanzierung für die neue Anlage in Gendorf über private Investoren weitgehend gesichert ist, wurde im Gespräch deutlich, dass der Übergang von der Gründungs- zur Skalierungsphase für innovative Unternehmen oft schwierig ist. Während Start-ups für die Gründung noch staatliche Unterstützung erhalten, fehlen gezielte Förderinstrumente für die entscheidende Wachstumsphase. Dies birgt die Gefahr, dass sich vermehrt ausländische Investoren aus Ländern wie China oder Indien beteiligen und wertvolles Know-how abfließt.

Hier benötigen wir dringend eine bessere Standortpolitik: Der Freistaat Bayern und der Bund müssen Fördermaßnahmen für Investitionen und Forschungsaktivitäten so gestalten, dass Know-how und Produktion entlang der Wertschöpfungskette langfristig am Standort bleiben. Unterstützung muss es auch für die entscheidende Wachstumsphase geben – geknüpft an klare Bedingungen.

Ein weiteres Thema unseres Austauschs waren bürokratische Hürden. Langwierige Genehmigungsverfahren bremsen innovative Vorhaben viel zu oft aus. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, um zukunftsweisende Technologien schneller in die Umsetzung zu bringen.

Der Besuch bei PRUVIA hat gezeigt: Innovative Lösungen für den Weg aus der Wegwerfgesellschaft hin zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft gibt es bereits. Worauf es jetzt ankommt, ist die Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Technologien zu skalieren und marktreif zu machen. Die Politik muss hierfür die richtigen Rahmenbedingungen schaffen – von der Förderung über die Genehmigungsverfahren bis hin zur Markteinführung.

Ich danke Martin Nitz und Jan Schäfer für den konstruktiven Austausch!

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