Zusammen mit meinen beiden Fraktionskolleg*innen Ursula Sowa, baupolitische Sprecherin, und Christian Zwanziger, Mitglied im Bildungsausschuss, war ich kürzlich zu Besuch in zwei Fürther Grundschulen.
Bei der Humanistischen Schule Fürth stand das reformpädagogische Konzept im Mittelpunkt, in das uns Ulrike von Chossy, Schulleiterin und Pädagogische Geschäftsführerin der Humanistischen Vereinigung, einführte. Das Konzept setzt darauf, ein Lernumfeld zu gestalten, das Kinder selbstbewusst macht und Lust aufs Lernen vermittelt. Im Fokus stehen dabei ein respektvoller Umgang auf Augenhöhe, kleine Lerngruppen, altersgerechte Leistungsrückmeldungen statt Notendruck sowie ein multiprofessionelles Team aus Lehrer*innen und Sozialpädagog*innen.
Die Humanistische Schule bietet damit genau das, was in der aktuellen Bildungspolitik fehlt. Mein Kollege Christian Zwanziger brachte es auf den Punkt: „Es ist ein überholtes Prinzip, nur die leistungsstarken Kinder zu fördern und die anderen auf der Strecke zu lassen. Wir brauchen mehr Mut zur Vielfalt und mehr Vertrauen in neue pädagogische Ansätze.“ Viele Eltern wünschen sich auch mehr Flexibilität und Mitgestaltungsmöglichkeiten im Schulalltag – und weniger Bevormundung.
Mit Blick auf die Arbeitswelt war es mir wichtig, die Bedeutung der Persönlichkeitsentwicklung zu betonen: „Es genügt nicht, einen Abschluss zu machen – Kinder müssen auch lernen, wer sie sind, was sie können und was sie brauchen, um zufrieden zu sein.“ Das Modell der Humanistischen Schule bietet hier viele Impulse für eine zeitgemäße Bildungspolitik. Sie hat sich in Fürth und Umgebung einen hervorragenden Ruf erarbeitet – aus weiterführende Schulen wird mir immer wieder berichtet, wie engagiert und reflektiert Kinder aus der Humanistischen Schule sind.
Interview in BR2:
Über unseren Besuch hat auch der Bayerische Rundfunk berichtet. Hier gibt es das komplette Interview zum Nachhören.




(Fotos: Humanistische Grundschule Fürth)
Erste Fürther Schule mit kooperativem Ganztag
Für eine veränderte Bildungslandschaft ist auch ein anderer baulicher Rahmen nötig. Das wurde beim Besuch in der Adalbert-Stifter-Grundschule Fürth deutlich. Gemeinsam mit meiner Kollegin Ursula Sowa habe ich das 1970 errichtete Gebäude besichtigt. Es war damals für deutlich weniger Schüler*innen geplant worden als hier heute lernen. Aktuell besuchen 400 Schüler*innen die Schule, Tendenz steigend.
Als erste Schule in Fürth startet die Adalbert-Stifter-Grundschule bald mit einem kooperativen Ganztagsangebot. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung moderner, kindgerechter Bildung. Aber das Gebäude kommt nicht hinterher: Es gibt derzeit nicht einmal eine Aula, in der gemeinsame Versammlungen stattfinden könnten. Auch für die Lehrkräfte sind nicht genügend Räume vorhanden – das Lehrerzimmer platzt aus allen Nähten. Für zusätzlichen Bedarf an Unterrichtsräumen, wurden Container aufgestellt.
Die Situation an der Adalbert-Stifter-Schule ist kein Einzelfall. Viele bayerische Schulen stehen vor ähnlichen Herausforderungen: Sanierungsstau, steigende Schülerzahlen und der ab 2026/27 geltende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung bringen Kommunen und Schulen gleichermaßen unter Druck.





Die beiden Besuche vor Ort haben deutlich gemacht, wie sehr sich unsere Bildungslandschaft verändert hat – und weiter verändern wird. Die Bildungspolitik und die baulichen Gegebenheiten haben sich aber nicht entsprechend mit entwickelt. Sie werden den heutigen Anforderungen längst nicht mehr gerecht. Schule der Zukunft braucht mehr Raum – physisch und auch konzeptionell!
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