Wirtschaftsdelegationsreise in den Südosten der USA

Foto: StMWi

Vier intensive Tage führte unsere Delegationsreise mit Vertreter*innen aus der bayerischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in die US-amerikanischen Wachstumsregionen North und South Carolina. Ziel war es, bestehende Handelsbeziehungen zwischen Bayern und den USA zu festigen, neue Chancen für Kooperationen auszuloten und gemeinsam über die Schwerpunktthemen Energie und Mobilität zu sprechen.

In zahlreichen Gesprächen wurde auch immer wieder der aktuell aufflammende Zollkonflikt zwischen den USA und der EU kontrovers diskutiert. Dabei zeigte sich ein differenziertes Bild zwischen lokalen Wirtschaftsvertretern und politischen Akteuren aus Regierungs- bzw. Oppositionspartei. Zu den drohenden Strafzöllen gab es auch immer wieder sehr skeptische Stimmen aus allen Lagern.

Tag 1: Innovation und Austausch im Research Triangle Park

Der Auftakt führte uns in den Research Triangle Park, den größten Forschungspark Nordamerikas. Hier trifft Wissenschaft direkt auf Wirtschaft – täglich entstehen Innovationen, die den Weg in Unternehmen finden. In Gesprächen mit dem Secretary of Commerce von North Carolina, Lee Lilley, ging es um die Stärkung von Hightech-Branchen, Strukturwandel und Fachkräftesicherung.

Deutlich wurde: Die Wirtschaft in der Region ist modern aufgestellt, etwa durch Projekte wie Smart Water City, die Digitalisierung, Nachhaltigkeit und smarte Infrastrukturen verknüpfen. Gleichzeitig bemüht sich die Politik aktiv, durch kluge wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen ein innovationsfreundliches Klima zu schaffen.

Beim Abendempfang mit Vertreter*innen aus Wirtschaft und Politik, wie Council Member Malcolm Graham, wurde der Wert des transatlantischen Austauschs betont – und auch darüber gesprochen, wie wichtig stabile Handelsbeziehungen für nachhaltiges Wachstum sind.

Tag 2: Automobilindustrie, Mobilität der Zukunft und internationale Kooperation

Der Besuch im BMW Werk Spartanburg, dem weltweit größten Standort des Unternehmens, hat einmal mehr die Bedeutung internationaler Partnerschaften verdeutlicht: Über 11.000 Mitarbeitende bauen hier täglich rund 1.400 Fahrzeuge.

Im International Transportation Innovation Center (ITIC) in Greenville erhielten wir spannende Einblicke in die Forschung zu autonomen Fahrzeugen, E-Mobilität und vernetzter Infrastruktur – Felder, in denen Bayern und die Region eng kooperieren können.

Ein weiterer Fokus lag auf der engen Zusammenarbeit lokaler Unternehmen mit deutschen Partnern – insbesondere aus dem Maschinenbau sowie dem Werkzeug- und Formenbau. Das „German Engineering“ wird hochgeschätzt und gilt als Schlüssel für Produktqualität und Innovation. Hier unterstützt der deutsche Maschinenbau US-amerikanische Firmen direkt vor Ort.

Beim Abendempfang in Columbia wurde intensiv über Standortentwicklung, Fachkräftesicherung und die Rolle deutscher Unternehmen in South Carolina gesprochen. Hier zeigte sich: Automatisierung durch Robotik gilt als eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien.

Tag 3: Energie, Forschung, Wasserstoff und bayerische Unternehmen vor Ort

Der dritte Tag widmete sich der Energiewende und neuen Mobilitätskonzepten. ElectriCities of North Carolina gab spannende Einblicke in das amerikanische „Public Power“-Modell und kommunale Energieversorgung.

Im BATT CAVE Research Center der UNC Charlotte stand die Forschung an Batteriespeichern, autonomem Fahren und Elektromobilität im Mittelpunkt. Der Austausch mit Expert*innen machte deutlich, wie wertvoll gemeinsame Projekte für die nachhaltige Mobilität der Zukunft sein können.

Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch bei deutschen Unternehmen wie DEHN, Zeltwanger und Urban Integrated. Diese Unternehmen bringen nicht nur Know-how ein, sondern auch ein besonderes Alleinstellungsmerkmal: die deutsche Arbeitgeberkultur, die als USP in den USA gilt. Besonders geschätzt wird dabei ein hohes Verantwortungsbewusstsein gegenüber Mitarbeitenden, langfristige Strategien und Qualität „Made in Germany“.

Beim Wasserstoff-Roundtable diskutierten wir gemeinsam mit lokalen Unternehmen die Chancen von grünem Wasserstoff als Teil der Energiewende. Hier eröffnet sich für transatlantische Kooperationen ein enormes Zukunftspotenzial.

Auch im Bereich der beruflichen Bildung ist Deutschland Vorbild: Die duale Ausbildung wird in den USA als Erfolgsmodell betrachtet, für das es bisher kein vergleichbares System gibt. Darin liegt eine Chance, mit deutschem Know-how diese Lücke zu schließen.

Tag 4: Nachhaltige Wasserwirtschaft und ein Blick nach Charlotte

Den Abschluss bildete der Besuch bei HUBER Technology Inc. in Denver, North Carolina. Das Unternehmen aus Bayern ist global führend in der Wasser-, Abwasser- und Schlammbehandlung und stärkt mit seinem neuen US-Standort die nachhaltige Infrastruktur vor Ort.

Beim anschließenden Mittagessen und einer Stadterkundung in Charlotte gab es nochmals Gelegenheit zum Austausch über wirtschaftliche Entwicklungen, Stadtgeschichte und die enge Zusammenarbeit der Region mit deutschen Unternehmen.

Partnerschaft, Dialog und ein differenzierter Blick auf den Handel

Die Delegationsreise hat eindrucksvoll gezeigt, wie stark Bayern und der Südosten der USA wirtschaftlich verbunden sind. Gerade jetzt, wo Handelskonflikte wie der Zollstreit für Unsicherheit sorgen, ist Dialog wichtiger denn je.

In vielen Gesprächen wurde betont, dass der reine Blick auf das Handelsdefizit zwischen den USA und der EU verkürzt ist – berücksichtigt man Dienstleistungen, insbesondere von Tech-Giganten wie Google, Amazon oder Meta, zeigt sich ein deutlich ausgeglicheneres Bild.

Was bleibt, ist die Erkenntnis: Moderne, zukunftsorientierte Wirtschaftsregionen wie North und South Carolina setzen auf Innovation, smarte Technologien und nachhaltige Lösungen – oft in enger Partnerschaft mit deutschen Unternehmen. Dieses gegenseitige Vertrauen ist die beste Grundlage für eine erfolgreiche transatlantische Zusammenarbeit auch in herausfordernden Zeiten.

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