Kreislaufwirtschaft am Bau: Firmenbesuch bei Leipfinger-Bader

Wie lässt sich Abbruchmaterial aus Bauprojekten wieder für neue Produkte nutzbar machen? Welche Voraussetzungen sind nötig, um nachhaltiges und zirkuläres Bauen zu fördern? Diese Fragen standen im Mittelpunkt eines Gesprächs beim Baustoffproduzenten Leipfinger-Bader. Gemeinsam mit meiner Fraktionskollegin Ursula Sowa habe ich das familiengeführte mittelständische Unternehmen in Vatersdorf besucht, um mehr über innovative Recycling-Ansätze im Bausektor zu erfahren.

Leipfinger-Bader zählt zu den Vorreitern seiner Branche: Als erstes Ziegelwerk in Deutschland hat das Unternehmen einen vollständig geschlossenen Rohstoffkreislauf umgesetzt. In einer eigenen Recyclinganlage wird Ziegelbruch aufbereitet und zu neuen Produkten verarbeitet, beispielsweise zum innovativen „Kaltziegel“ – einem Ziegel aus Recycling-Material, der nicht gebrannt werden muss und dadurch eine positive CO2-Bilanz aufweist. Hierfür erhielt das Unternehmen 2023 den Bayerischen Ressourceneffizienzpreis.  

Leipfinger-Bader verbindet Tradition und Innovation auf beeindruckende Weise. Schon vor über 200 Jahren wurde der Grundstein für die Ziegelei gelegt, die noch heute am Standort Vatersdorf produziert. Das Portfolio hat man aber über die Jahre konsequent erweitert, so dass man sich heute als Systemanbieter für ganzheitliches Bauen – trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage – gut für die Zukunft gerüstet sieht.

Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung war Inhaber Thomas Bader: Seit 2007 leitet er die Firma und hat sie durch Übernahmen und Neugründungen stark diversifiziert. So wurde beispielsweise mit Lehmbauprodukten das Angebot im Bereich ökologischer Baustoffe gestärkt, auch Lüftungs- und Heizsysteme, Boden- und Deckensysteme, Fassaden und Rollladenkästen kamen in seiner Zeit hinzu. Außerdem wurde in die Modernisierung der Standorte investiert, um Energieverbrauch und CO2 Ausstoß zu senken.

Die Stärke von Leipfinger-Bader liegt in der tiefen Materialkompetenz, der konsequenten Forschung und Entwicklung sowie der engen Zusammenarbeit mit Partnern aus Wissenschaft, Bauwirtschaft und Kommunen. Ziel ist es, Prozesse zu optimieren, Ressourcen zu schonen und nachhaltiges, zukunftsfähiges Bauen zu ermöglichen.

Ein wichtiger Schritt zum seriellen, modularen Bauen war die Gründung der Leipfinger-Bader Ziegelmodule GmbH. Sie fertigt innovative Raummodule in Ziegelbauweise mit einem Vorfertigungsgrad von mehr als 90 Prozent – als schnelle, nachhaltige und energieeffiziente Lösung für den akuten Mangel an bezahlbarem Wohnraum.

Bei seinem Engagement für ressourcenschonendes Wirtschaften stößt das Unternehmen aber immer wieder auch auf Hürden. Auch darüber habe ich mit Thomas Bader sowie Caterina Bader als Geschäftsleitungsmitglied und Stefan Gruber, dem Geschäftsführer für den Bereich Ziegelmodule, gesprochen.

Eine der größten Herausforderungen ist aktuell noch die Beschaffung von ausreichend Abbruchmaterial – obwohl theoretisch riesige Mengen vorhanden wären: Bau- und Abbruchabfälle machen mit jährlich über 214 Millionen Tonnen mehr als die Hälfte des gesamten deutschen Abfallaufkommens aus. Das meiste davon landet jedoch auf Deponien. Nur gut ein Fünftel wird bisher recycelt. Das Problem sind hier oft bürokratische Vorgaben. So könnte der der Abraum und das Aushubmaterial aus Baumaßnahmen, z.B. beim Bau der Münchener Stammstrecke problemlos in dem Unternehmen Leipfinger-Bader als Rohstoff verwendet werden. Das Unternehmen hat dafür eigene Genehmigungen durchführen müssen, zur Zwischenlagerung des geogenen Materials.

Aber auch beim Rohstoffabbau des natürlichen Materials Lehm und Ton steht das Unternehmen oft vor bürokratischen Hindernissen und langwierigen Genehmigungsprozessen. „Die Zusammenarbeit mit den Behörden ist gut“, betont Bader. Allerdings gibt es in Auslegungsfragen immer wieder Diskussionsbedarf.

Trotz dieser Hürden setzt Leipfinger-Bader auf Eigeninitiative, entwickelt neue Recyclingprozesse und arbeitet an Pilotprojekten mit Partnern aus der Branche – um innovative Lösungen für die Kreislaufwirtschaft voranzubringen.

Mein Fazit:

Leipfinger-Bader zeigt eindrucksvoll, wie ein traditionelles Familienunternehmen mit Wurzeln bis ins Jahr 1808 durch Innovationen zum Vorreiter nachhaltigen Bauens werden kann. Das Unternehmen geht in Vorleistung für unsere Zukunft – nun müssen wir als Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, um Recycling wirtschaftlich attraktiv zu machen, so dass Abbruch- und Aushubmaterial im großen Stil wieder aufbereitet und in neue Produkte für den Bau einfließen kann. Und die Bürokratie darf innovative Projekte nicht länger ausbremsen.

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