Straßenbau und Verkehr gefährden Trinkwasserversorgung

Foto: Wolfgang Hasselmann auf Unsplash

Barbara Fuchs warnt bei Diskussionsabend im Rahmen der „Wassertour“ vor unterschätzten Risiken für das Grundwasser.

Bei der Diskussionsveranstaltung der Landtags-Grünen im Landkreis Roth am 11. September 2025 stand das Trinkwasserschutzgebiet Allersberg im Mittelpunkt. Die Fürther Abgeordnete Barbara Fuchs betonte dabei die vielschichtigen Gefahren für das Grundwasser und machte deutlich, dass neben der großflächigen Flächenversiegelung auch der Straßenbau und der zu erwartende Schwerlastverkehrs eine gravierende, bislang kaum beachtete Bedrohung darstellen. 

Als Teil ihrer bayernweiten „Wassertour“ hatten die Abgeordneten Barbara Fuchs und Patrick Friedl zu einem Diskussionsabend eingeladen, bei dem die Folgen von Wetterextremen wie Dürren und Starkregen auf das Grundwasser erörtert wurden. Im Fokus stand das Trinkwasserschutzgebiet bei Allersberg, aus dem die Stadt Fürth, aber auch Ortsteile von Roth, Allersberg, Hilpoltstein und Pyrbaum einen großen Teil ihres Trinkwassers beziehen. Die Grundwasserstände sind hier wie vielerorts in Bayern gesunken, der Grundwasserleiter ist laut Wasserwirtschaftsamt Nürnberg überlastet. Direkt angrenzend an das Schutzgebiet sind Baumaßnahmen von gigantischem Ausmaß geplant. Sie könnten die Grundwasserneubildung weiter einschränken, so die Experten. Logistik- und Gewerbeflächen sowie Erweiterungen von Ton- und Sandabbau summieren sich auf insgesamt rund 80 Hektar, das entspricht über 100 Fußballfeldern. 

Im Bauleitverfahren für die Gewerbegebiete haben verschiedenste Träger öffentlicher Belange die Gefährdung thematisiert, auch der Wasserversorger infra Fürth. Die Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs verwies auf ihre Gespräche mit dem Versorger und betonte: „Die Einwendungen der infra Fürth wurden bei den Bauplanungen für das Logistikgebiet berücksichtigt. Außen vor bleibt bisher der massive Ausbau der Verkehrsinfrastruktur: vier Kreisverkehren, die Erweiterung von Kreis- und Staatsstraßen sowie beide Autobahnauffahrten. Da hierzu keine Stellungnahmen eingeholt werden, hat der Wasserversorger keinen Einfluss – obwohl gerade der zu erwartende Verkehr das Trinkwasserschutzgebiet erheblich gefährdet.“ 

So könne der Schwerlastverkehr – das Verkehrsgutachten geht von 1.400 LKW-Fahrten täglich aus – durch Öl, Treibstoff, Schadstoffe und Reifenabrieb das Grundwasser erheblich belasten. Studien des Umweltbundesamtes belegen, dass Reifenabrieb die Hauptquelle für Mikroplastik in der Umwelt darstellt und durch Niederschläge ins Grundwasser gelangen kann. Schwerverkehr hat zudem Auswirkungen auf Grundwasserleiter: Durch die Erschütterungen können Schadstoffe schneller in tiefere Bodenschichten transportiert werden. Zudem reichern sich Schadstoffe und Schwermetalle im Straßenrandbereich an und können bei Starkregen ausgewaschen werden. Auch beim Straßenbau selbst können schützende Deckschichten verletzt werden, was den natürlichen Schutz des Grundwassers beeinträchtigt. 

„Was in Allersberg passiert, ist ein Paradebeispiel für falsche Prioritätensetzung“, betonte Barbara Fuchs. „Die Trinkwasserversorgung von 200.000 Menschen in der Region wird leichtsinnig gefährdet. Wir brauchen dringend eine umfassendere Bewertung der Risiken für unser Grundwasser. Die Eingriffe in das natürliche System müssen in ihrer Gesamtheit betrachtet werden – nicht nur die Versiegelung, sondern auch die Folgen des Verkehrs und Straßenbaus. Hier liegt die Verantwortung beim Bürgermeister der Marktgemeinde Allersberg, der diese Folgen zusammen mit den zuständigen Straßenbaulastträgern adressieren und berücksichtigen muss.“ 

Die Ansiedlung eines Logistikkonzerns sei auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht nachhaltig, so die Abgeordnete. Mit Gewerbesteuereinnahmen sei kaum zu rechnen, ebenso wenig mit der Schaffung qualifizierter Arbeits- und Ausbildungsplätze. Stattdessen müsse sich die Gemeinde langfristig eher auf höhere Kosten für den Erhalt der Infrastruktur einstellen. 

Hintergrund zum Wasserschutzgebiet bei Allersberg: 

Seit 1968 fließt das Trinkwasser aus dem Wasserschutzgebiet westlich von Allersberg über eine 32 Kilometer lange Leitung nach Fürth und deckt rund 43 Prozent des örtlichen Bedarfs. Die genehmigte Fördermenge von 4,25 Millionen Kubikmetern jährlich ist laut Wasserwirtschaftsamt Nürnberg ausgeschöpft und kann derzeit nicht erhöht werden. Das Wasserwirtschaftsamt sieht dringenden Handlungsbedarf: Die heutige Abgrenzung des Schutzgebiets sei nicht mehr zeitgemäß, der Grundwasserleiter überlastet. In Bayern wird nur ein kleiner Radius um die Wasserentnahmestellen zur Schutzzone erklärt. Insgesamt sind nur 5 Prozent der Fläche des Freistaats geschützt. In anderen Bundesländern ist es deutlich mehr. 

Hintergrund zum Entwurf zur Änderung des bayerischen Wassergesetzes: 

Der Grüne Gesetzesentwurf wurde am 5. Juni 2025 in erster Lesung in den Bayerischen Landtag eingebracht. Sein Ziel ist es, Bayern besser vor Hochwasserkatastrophen und Wassermangel zu schützen, natürliche Rückhalteräume zu sichern und Kommunen bei notwendigen Maßnahmen zu unterstützen. Er sieht unter anderem vor, den Schutz des Grundwassers als überragendes öffentliches Interesse zu verankern und Trinkwasserschutzgebiete auszuweiten. 

Weitere Informationen zu den wichtigsten Inhalten des Grünen-Gesetzentwurfs unter www.gruene-fraktion-bayern.de .

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Pressemitteilung vom 12. September 2025:
Straßenbau und Verkehr gefährden Trinkwasserversorgung: Barbara Fuchs warnt bei Diskussionsabend in Roth vor unterschätzten Risiken für das Grundwasser 

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