Zum internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen sind in Fürth wieder 200 Menschen auf die Straße gegangen. Die Unabhängigen Frauen Fürth (UFF) rund um Vorstandsmitglied Brigitte Stenzhorn haben diese Aktion organisiert, und ich habe mich wieder gerne daran beteiligt. Es ist eine parteiübergreifende, gemeinsame Aktion der Fürther Frauenverbände wie dem Multikulturellen Frauentreff, dem Zentrum gegen häusliche Gewalt, dem Frauenhaus, ver.di und dem Soroptimist Club Fürth. Gemeinsam senden wir damit eine klare Botschaft an die Betroffenen: Ihr seid nicht allein!
Bei der Auftaktkundgebung am Dreifrauenbrunnen (Dreiherrenbrunnen) sprachen neben Vertreterinnen der Veranstalter auch zwei Frauen, die selbst von Gewalt betroffen waren. Kerstin hätte sich nie hätte vorstellen können, dass ihr so etwas zustößt. Mit viel Kraft hat sie sich aus dieser Situation befreit. Sie sagte: „Gemeinschaft ist, was mich stark macht, und die mich Worte finden lässt für das Unaussprechliche.“ Wichtige Worte, denn nur wenn Betroffene darüber reden, entsteht Aufmerksamkeit. Und nur wenn Menschen hinhören und hinfühlen, kann Betroffenen geholfen werden.
Die betroffenen Frauen sprachen auch von der Angst, die bleibt, von der Scham, die immer wieder überwunden werden muss und der Frage nach dem Schutz für die Betroffenen. Sie sagten, die Angst muss die Seite wechseln – genau wie die Scham. Gisèle Pelicot ist Vorbild für den Mut, den es braucht.
Brigitte Stenzhorn nannte die bedrückenden Zahlen über wachsende Gewalt an Frauen: 328 Morde (Femizide) in 2024, 53.451 Sexualstraftaten und 18.224 Opfern digitaler Gewalt. Erschreckend auch die hohe Zahl der Fälle häuslicher Gewalt: mit 265.942 Fällen in 2024 – Tendenz steigend. Die Dunkelziffer ist um ein vielfaches höher, denn viele Opfer gehen nicht zur Polizei. Sie und ihre Familien leiden jahrelang.
Hanna Hechler, Vorstandsfrau von ver.di, machte in ihrem Redebeitrag eindringlich darauf aufmerksam, wie wichtig Bildung, Ausbildung, wirtschaftliche Unabhängigkeit und familienfreundliche Arbeitsbedingungen sind – für jede Frau.
Jenny Homberger, Vorstandsfrau vom Zentrum gegen häusliche Gewalt in Fürth, verwies auf die Umsetzung der Istanbul-Konvention, die unter anderem definiert, wie viele Plätze in Frauenhäusern bereitgestellt werden müssen. Für Deutschland wären es über 21.000 Plätze, doch nur ca. 7.000 sind tatsächlich vorhanden. Täglich müssen hilfesuchende Frauen, oft mir ihren Kindern, abgewiesen und vertröstet werden. In Mittelfranken ist der Platzmangel besonders dramatisch: Die Frauenhäuser sind hier zu 93 % ausgelastet.
Der umfassende Schutz fehlt, andere Länder sind da weiter. Sie spricht von female rage – ein Begriff, der die Wut der Frauen definiert, nicht hysterisch, nicht schrill, sondern verzweifelt und zornig.
Anschließend zogen die Demonstrierenden durch Fürth – begleitet von den Sambistas aus der Musikschule. Die lauten, rythmischen Trommeln waren eine ganz hervorragende und trotz des schweren Themas beschwingende Vorhut der vielen Frauen, Männer und Kinder.
Am Grünen Markt spricht eine weitere Betroffene, Angelica, sehr bewegende Worte. Sie spricht darüber, wie lange es gedauert hat, bis sie Hilfe geholt und sich befreit hat. Sie spricht nicht als Opfer, sondern als Überlebende, die Mut machen will. „Schweigen kostet Leben,“ sagt sie. „Schweigen schützt die Täter.“
Der Demozug endete im Tata, dem Zukunftssalon, wo Brigitte Stenzhorn noch einmal die Handzeichen und bekannten Codes erläutert, mit denen Betroffene auf sich aufmerksam machen können, wenn sie Hilfe benötigen. Und sie appellierte an die Anwesenden: Achten wir auf unsere Alltagssprache, lachen wir nicht bei sexistischen Witzen und verharmlosen wir niemals.
Hinsehen, hinhören und hinfühlen, die Hand reichen und Brücken bauen, darum geht es!
Aktuelle Zahlen aus Bayern:
Die Antwort auf eine Grüne Anfrage zeigt: Gewalt gegen Frauen in Bayern bleibt auf erschreckend hohem Niveau – sowohl in Partnerschaften als auch innerhalb von Familien. Besonders alarmierend: 2024 waren überwiegend Frauen Opfer von Tötungsdelikten und sexualisierter Gewalt in ihrem unmittelbaren sozialen Umfeld. Gleichzeitig sind die Frauenhäuser im Freistaat nahezu ausgelastet – mit Spitzenwerten über 90 Prozent!
Bilder des Demozugs durch Fürth:























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