Unsere Wirtschaft muss unabhängiger und resilienter werden! Das wird in der aktuellen Weltlage so deutlich wie selten zuvor. Die Versorgung mit Rohstoffen über globale Märkte ist schon jetzt in vielen Bereich nicht mehr sicher: 28 % der bayerischen Unternehmen berichten in einer IHK-Umfrage bereits von akuten Versorgungsengpässen. 60 % der Betriebe gehen davon aus, dass sich die Lage in den nächsten 5 Jahren weiter verschlechtert.
Kreislaufwirtschaft gewinnt hier als strategische Rohstoffreserve zunehmend an Bedeutung: Wenn verstärkt recycelte Materialien eingesetzt und Prozesse optimiert werden, senkt das den Bedarf an Primärrohstoffen. Gleichzeitig können so Treibhausgasemissionen deutlich gesenkt werden.
Wir Grüne setzen uns für eine echte Kreislaufwirtschaft ein. Produkte müssen von vornherein so designt werden, dass sie weniger Rohstoffe benötigen, reparierbar und langlebig sind. Fossile Rohstoffe gilt es durch nachwachsende zu ersetzen, Produktionsprozesse effizienter zu gestalten, Recycling zu fördern, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie, die die Ampelkoalition 2024 beschlossen hat. Sie sieht konkrete Maßnahmen auf allen Stufen der Wertschöpfungskette vor:
- Langlebigkeit, Reparier- und Recycelbarkeit werden zum Standard im Produktdesign.
- Verbraucher*innen können sich bewusst für nachhaltigen Konsum entscheiden, denn ressourcenschonende Produkte sind beim Kauf klar durch einen digitalen Produktpass erkennbar.
- Die öffentliche Hand stärkt das Angebot an solchen Produkten durch eine neue Umwelt-Beschaffungsleitlinie.
- Abfallentstehung wird wo immer möglich vermieden.
Kreislaufwirtschaft ist eine ökologische Notwendigkeit, um Natur und Klima zu schützen. Sie ist aber auch eine ökonomische Chance in einer Welt von knappen Rohstoffen und gestörten Lieferketten.
Deshalb steht das Thema 2025 im Fokus meiner Firmenbesuche: Ich möchte aus erster Hand erfahren, wie weit die Unternehmen sind, wo sie Chancen sehen, wo Herausforderungen bei der Umsetzung liegen. Denn das ist die Voraussetzung, um politische Rahmenbedungen so zu setzen, dass Kreislaufwirtschaft wirksam gefördert und die Potenziale für Klimaschutz und wirtschaftliche Resilienz auch tatsächlich genutzt werden.
Aktuelles:
Hintergründe zur Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft ist ein Konzept, das darauf abzielt, Ressourcen effizient zu nutzen und Abfall zu minimieren. Im Gegensatz zur linearen Wirtschaft, die nach dem Prinzip „nehmen, herstellen, entsorgen“ funktioniert, setzt die Kreislaufwirtschaft auf Wiederverwendung, Recycling und die möglichst lange Nutzung von Produkten und Materialien. Ziel ist es, Produkte und Ressourcen so lange wie möglich in einem Kreislauf zu halten. Damit liefert die Kreislaufwirtschaft Antworten auf die großen globalen Herausforderungen unserer Zeit: Klimakrise, Artensterben, Umweltverschmutzung, Verknappung von Ressourcen.
Die Europäische Union hat sich mit dem EU Green Deal den Übergang in eine ressourceneffiziente wettbewerbsfähige Wirtschaft auf die Fahnen geschrieben. Die Umsetzung des EU Circular Economy Action Plans (CEAP) ist dafür der Rahmen. Auf Basis des EU Aktionsplans Kreislaufwirtschaft hat die Bundesregierung die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie entwickelt und im Dezember 2024 beschlossen.
Klimakrise, Artensterben und immer mehr Schadstoffe in unserer Umwelt. Um diese Probleme anzugehen und gleichzeitig die Wirtschaft zu stärken, verfolgt die NKWS vier Leitziele:
1 – Verringerung des Primärrohstoffverbrauchs: Der jährliche Rohstoffverbrauch in Deutschland soll bis 2045 signifikant gesenkt werden. Das International Resource Panel schlägt vor, bis 2050 eine durchschnittliche Intensität des Rohstoffverbrauchs von 6 bis 8 Tonnen pro Kopf und Jahr anzustreben.
2 – Schließung von Stoffkreisläufen: Der Anteil an Sekundärrohstoffen liegt derzeit bei 13 Prozent. Bis 2030 soll dieser Anteil auf 26 Prozent verdoppelt werden, insbesondere in den Bereichen Baustoffe, Kunststoffe und Metalle.
3 – Stärkung der Unabhängigkeit von Rohstoffimporten: Die NKWS unterstützt das EU-Ziel des Critical Raw Materials Act, wonach bis 2030 25 Prozent des Bedarfs an strategischen Rohstoffen durch Recycling gedeckt werden sollen. Dies ist besonders wichtig in geopolitisch herausfordernden Zeiten.
4 – Vermeidung von Abfall: Bis 2030 soll die Abfallproduktion pro Kopf um 10 Prozent und bis 2045 um 20 Prozent im Vergleich zu 2020 gesenkt werden.
Der Koalitionsvertrag setzt sich die Weiterführung der Kreislaufwirtschaft als Ziel, bleibt aber bei den Maßnahmen sehr vage. Die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) soll mit einem Eckpunktepapier weiterentwickelt werden, der Einsatz von Rezyklaten verstärkt, der Primärrohstoffverbrauch gesenkt, und die Sharing Economy gefördert werden. Es mangelt aber an präzisen Zielen, konkreten Maßnahmen und belastbaren Finanzierungsperspektiven. Das Engagement für einen digitalen Produktpass ist wichtig, nötig wären dann aber auch gezielte Unterstützungsmaßnahmen für kleine und mittlere Unternehmen. Man kündigt auch an, klimafreundliche und klimaneutrale Produkte fördern zu wollen, konkreten Impulsen für zirkuläre Märkte und nachhaltige öffentliche Beschaffung wären in dem Zusammenhang wichtig. Insgesamt also nicht mehr als Absichtserklärungen, deren Umsetzung aufgrund Finanzierungsvorbehalt fraglich ist.