Auch in den Landkreisen Fürth und Neustadt/Aisch – Bad Windsheim sind die Werte zu hoch. Antrag der Landtags-Grünen auf Maßnahmen gegen die Nitratbelastung wurde abgelehnt.
In fast allen Regionen Bayerns steigt die Belastung des Grundwassers mit Nitrat. Das geht aus Zahlen der Bayerischen Staatsregierung hervor, die auf schriftliche Anfragen der Grünen Landtagsfraktion zurückgehen. „Die Zahlen sind alarmierend. Sie zeigen, dass die Söder-Regierung beim Wasserschutz versagt hat. Ihr ist es bisher nicht gelungen, die Nitratbelastung nachhaltig zu senken. Im Gegenteil: Die Werte steigen weiter an,“ erklärt Barbara Fuchs, Landtagsabgeordnete aus Fürth. Auch das Bundesverwaltungsgericht hatte kürzlich bestätigt, dass Deutschland und damit auch Bayern das Grundwasser nicht ausreichend vor Nitrat schützt.
Die Landtags-Grünen hatten daher einen Dringlichkeitsantrag in den Bayerischen Landtag eingebracht und darin – im Einklang mit dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts und europäischem Recht – wirksame Maßnahmen gegen die steigende Nitratbelastung im Grundwasser gefordert. Die Kernforderungen:
- Klare Reduktionsziele für Nitrat im Grundwasser – verbindlich, überprüfbar und rechtssicher
- Ein einfaches, sofort umsetzbares Maßnahmenpaket für sauberes Wasser in ganz Bayern
- Faire Verursachergerechtigkeit für landwirtschaftliche Betriebe, die wasserschonend und ökologisch wirtschaften – sie sollen von strengen Düngeregeln entlastet werden
- Enge Zusammenarbeit mit dem Bund, insbesondere dem CSU-geführten Bundeslandwirtschaftsministerium, für eine neues, wirksames Düngerecht
Der Dringlichkeitsantrag wurde in der Plenarsitzung vom 16. Oktober 2025 mehrheitlich abgelehnt. Zur Debatte erklärt Barbara Fuchs, Landtagsabgeordnete aus Fürth:
„Nitrat im Grundwasser ist kein Randproblem, sondern ein handfestes Risiko für unsere Trinkwasserversorgung. Schließlich ist Grundwasser nach ein paar Jahren die Quelle für unser Trinkwasser. Die Staatsregierung verwies in der Debatte auf die Düngeverordnung, die Verbesserungen bringen soll. Aber genau diese will Bundeslandwirtschaftsminister Rainer (CSU) nach eigener Aussage abschaffen. Der Schutz unseres Wassers wird mit Füßen getreten. Die Staatsregierung spielt das Risiko herunter und wirft uns Grünen Panikmache vor. Das ist unverantwortlich.“
Barbara Fuchs verweist auch auf die Kosten, die den Kommunen entstehen, wenn aufgrund zu hoher Nitratkonzentrationen die Trinkwasseraufbereitung aufwändiger wird. „Die Söder-Regierung schiebt den kommunalen Trinkwasserversorgern die alleinige Verantwortung für die Bereitstellung sauberen Wassers zu. Und die Kosten werden umgelagert auf die Verbraucher, die Familien und die Betriebe – sie zahlen für die nötige Aufbereitung und tragen zudem auch noch die Gesundheitsrisiken. So kann es nicht weitergehen.“
Laut den Zahlen der Staatsregierung mussten in allen Regierungsbezirken Bayerns Wasserversorger in den letzten drei Jahren Grenzwertüberschreitungen bei Pflanzenschutzmitteln oder Nitrat melden.
- Im Landkreis Fürth verzeichneten für 2023 zwei Versorger zu hohe Nitratwerte (>25 mg/l) bei mindestens einer Wasserfassung, die zur öffentlichen Trinkwasserversorgung genutzt wird: die Gemeindewerke Cadolzburg und der Zweckverband zur Wasserversorgung Dillenberggruppe.
- Im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim verzeichneten für 2023 sechs Versorger zu hohe Nitratwerte (>25 mg/l) bei mindestens einer Wasserfassung, die zur öffentlichen Trinkwasserversorgung genutzt wird: die Gemeinde Münchsteinach, die Märkte Baudenbach und Dachsbach, die Stadtwerke Neustadt a.d. Aisch und die Wasserbeschaffungsverbände Oberfeldbrecht und Unterfeldbrecht.
Die Angaben zu den Messstellen belegen die steigende Nitratkonzentration im Grundwasser: In Mittelfranken wiesen im Zeitraum zwischen 2018 und 2020 39 Messstellen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) Nitratwerte über 37,5 mg/l bzw. 50 mg/l auf. Sie hatten im Durchschnitt einen Nitratwert von 59,1 mg. Im Zeitraum 2021 bis 2024 haben 98 Messtellen die Grenzwerte überschritten – mit einem Durchschnittswert von 68,6 mg Nitrat pro Liter. Das ist eine Verschlechterung um rund 16 Prozent innerhalb von drei Jahren.
Von den 98 Messtellen mit zu hohen Werten befinden sich
- 9 im Landkreis Fürth, in den Vorjahren überschritten hier nur drei Messstellen die Grenzwerte.
- 24 im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim, das ist jede vierte Messstelle. In den Vorjahren überschritten im Landkreis nur elf Messstellen die Grenzwerte.
Besonders hohe Werte von mehr als 100 mg/l wurde an 12 Messstellen in Mittelfranken festgestellt, zu diesen traurigen Spitzenreitern zählt auch die Messstelle Roßendorf im Markt Cadolzburg mit 110 mg/l. Sie liegt weniger als zwei Kilometer entfernt vom Trinkwasserschutzgebiet, aus dem die Dillenberggruppe ihr Wasser bezieht. Im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim zählen zu den Spitzenreitern die Messstellen Ziegenbach im Markt Bibart und Ottenhofen in Marktbergel, ebenfalls mit jeweils 110 mg/l.
Hinweise:
- Informationen und die Anfragen der Landtags-Grünen, aus denen die Werte hervorgehen: https://www.gruene-fraktion-bayern.de/themen/umwelt-natur/dringlichkeitsantrag-zur-nitratbelastung/
- Urteil des Bundesverwaltungsgerichts: https://www.bverwg.de/pm/2025/7
- FAQ zu Nitrat im Grundwasser: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/grundwasser/nutzung-belastungen/faqs-zu-nitrat-im-grund-trinkwasser
Download:
Pressemitteilung 23.10.2025 für Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim: Nitrat im Neustädter Grundwasser endlich konsequent bekämpfen
Pressemitteilung 23.10.2025 für Landkreis Fürth: Nitrat im Cadolzburger Grundwasser endlich konsequent bekämpfen
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