Besuch bei der Schreinerei Kießling in Burgfarrnbach

Letzten Montag war ich bei der Schreinerei von Anette Kießling in Burgfarrnbach zu Besuch. In dem Backsteinhaus in der Egersdorfer Straße fertigt sie mit ihren 6 Mitarbeitern maßgeschneiderte Stücke im Bereich Möbel und Innenausbau für Privatkunden an.

Die Familie von Frau Kießling ist seit vielen Jahren aktiv in Fürth, ihr Urgroßvater war sogar Oberbürgermeister. Für sie selbst war früh klar, dass sie Handwerkerin werden möchte. Im Jahr 1999 hat sie dann die Schreinerei übernommen, zu dem Zeitpunkt war sie bereits gelernte Meisterin und hatte schon mehrere Jahre Berufserfahrung. Der Anfang war sehr schwierig und mit finanziellen Risiken verbunden, heute jedoch kann sie sich nicht über mangelnde Kundschaft beklagen.

Frau Kießling legt viel Wert auf umfangreiche Beratung, da dies der Schlüssel ist, um auf die Bedürfnisse der Kund*innen eingehen zu können und ein zufriedenstellendes Ergebnis zu produzieren. Die Werkstücke erhalten schließlich durch eine lange Lebensdauer und hohe Qualität ihren Wert, das ist ihre berechtigte Form der Nachhaltigkeit.

Wie in vielen Handwerksbetrieben, gibt es auch hier Probleme mit der Suche von Auszubildenden. In dem Betrieb wurden bereits drei Schreinerinnen ausgebildet, leider geben viele Frauen diesen Beruf wegen der hohen körperlichen Anforderungen wieder auf. Es ist sehr wichtig, die Mittel- und Realschulen stärker in den Blick der Politik zu nehmen, da hier viel Potential für die Handwerksbetriebe liegt. Für Frau Kießling ist die Praxiserfahrung sehr wichtig, so wäre es wünschenswert, dass die Lehrlinge einige Jahre Berufserfahrung zwischen Gesellen- und Meisterprüfung sammeln. Die Meisterprüfung ist dennoch eine sehr wichtige Qualifikation, die auch weiterhin unterstützt und gefördert werden muss.

Für die Politik hat sie mir einige Punkte mitgegeben: Das Handwerk ist von zentraler Bedeutung für eine regionale Wertschöpfung. Um Regionalität zu einem Wirtschaftsfaktor auszubauen, brauchen wir in ganz Europa deutlich mehr Bewusstsein für die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe, die nicht nur klimafreundlichen Wohlstand schaffen, sondern auch dezentral Arbeitsplätze schaffen und somit zur Lebensqualität beitragen. Hier sind alle politischen Ebenen in die Pflicht zu nehmen, um regionale Wirtschaftsstrukturen stärker zu fördern.

Wichtig ist Frau Kießling auch ein Umdenken in Bezug auf unser Konsumverhalten in der Gesellschaft. Es braucht mehr Anreize für langlebige Produkte und zur Eindämmung der Wegwerfkultur, die sich in den letzten Jahren immer mehr verbreitet hat. Zuletzt hat sie darum gebeten, dass Politik sich mehr für die Eingliederung von Menschen mit Behinderung in Arbeitsstätten einsetzt. Die Unterbringung in gesonderten Werkstätten bringt viele Probleme mit sich und entzieht den Betrieben Arbeitskräfte.

Insgesamt ist die Schreinerei Kießling ein mittelständischer Handwerksbetrieb wie man sich nur wünschen kann, regional, nachhaltig und auf solider Wertebasis aufgebaut.

 

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