Besuch bei der Bäckerei „Der Beck“ 9. September 202210. November 2022 Letzte Woche war ich mit meinem Kollegen Christian Zwanziger bei der Bäckerei Der Beck in Erlangen-Tennenlohe zu Besuch. Das Unternehmen hatte uns wegen der aktuellen Unsicherheit bei der Gasversorgung kontaktiert und wir wollten uns die Sorgen und Anliegen des Unternehmens persönlich anzuhören. Der Beck ist eine regional sehr etablierte Bäckerei mit knapp 1.500 Beschäftigten. Das familiengeführte Traditionsunternehmen ist seit über 125 Jahren in Tennenlohe in Erlangen ansässig. Ihre Produkte sind in vielen eigenen Filialen, Vorkassenzonen von Supermärkten und Gastronomiebetrieben in Franken erhältlich. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer Dominik Beck und dem Betriebsleiter Jörg Wangemann haben wir uns über die aktuellen Entwicklungen unterhalten und auch über Möglichkeiten zur Transformation im Backwesen.Gasversorgung und PreisentwicklungDas drängendste Thema war das Thema Gasversorgung und Preissteigerungen. Die Bundesregierung hat Pläne entwickelt, wie bei einer akuten Gasknappheit das Gas eingespart wird. Dabei wurde auch priorisiert, welche Unternehmen im Notfall weniger Gas erhalten und welche eine Kostendämpfung für ihre Gasversorgung beantragen können. In den bisherigen Konzepten wurden die kleinen mittelständischen Unternehmen (KMUs) dabei zu wenig berücksichtigt. Nun wurde angekündigt, dass ab der nächsten Aktualisierung auch KMUs Anträge für das Kostensenkungsprogramm stellen können sollen. Wir unterstützen diese Änderung und werden uns weiter dafür einsetzen, dass die KMUs und insbesondere die Handwerksbetriebe die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, denn sie sind wichtig für regionale Wertschöpfung und den Erhalt von Arbeitsplätzen. Auch für die Priorisierung von Betrieben in der Lebensmittelbranche bei der Gasversorgung im Knappheitsfall werden wir uns daher stark machen.Gleichzeitig wurde uns auch hier berichtet, dass die Zutaten deutlich teurer geworden sind, auch wenn einige eigentlich nicht von der Krise infolge des Angriffskrieges auf die Ukraine betroffen sein sollten. Zum Beispiel für Zucker, der vor allem in Zentraleuropa angebaut und verarbeitet wird, sind die Kosten angestiegen, die Gewinnmargen bei den Unternehmen sind jedoch größer geworden. Hier müssen wir genau hinschauen und gegebenenfalls auch eingreifen.Personal- und FachkräftemangelWie in vielen Betrieben gibt es auch hier Nachwuchsprobleme, jedoch nicht nur in den Handwerksberufen, sondern auch in der Verwaltung und anderen Bereichen. Oft gehört die Arbeit in einer Bäckerei zum Niedriglohnsektor und Nachtschichten sind auch üblich. Aus diesem Grund suchen sich ambitionierte junge Leute oft Berufe, die besser bezahlt sind und bessere Aufstiegschancen bieten. Diese Lücke wird meist durch Personen mit Migrationsintergrund gefüllt. Aber das kann den immensen Fachkräftebedarf nicht vollständig decken. Daher braucht es hier gezielte politische Maßnahmen, um Handwerk und Ausbildung wieder attraktiver zu machen. Die Bäckerei Der Beck geht hier voran: Die Umsetzung des erhöhten Mindestlohns wurde bereits vorzeitig bedacht und die Gehälter entsprechend angepasst.Gesunde und regionale LebensmittelWir waren überrascht zu hören, dass auch bei einer solchen Größenordnung fast alle Zutaten der Bäckerei regional bezogen werden. Dies ist gleichzeitig auch der Grund, warum keine Bio-Produkte angeboten werden: Mehl, Eier etc. sind in Bio-Qualität regional nicht in der benötigten Menge verfügbar. Da Bio-Produkte außerdem weniger gut verkauft wurden, wurde der Fokus daher auf Regionalität gelegt. Nicht verkaufte Waren werden übrigens in einer Filiale gesammelt und am Folgetag zum reduzierten Preis verkauft. Falls immer noch etwas übrig bleibt, gibt es auch Kooperationen mit der Tafel und anderen sozialen Einrichtungen, an die die Waren gespendet werden. Im schlimmsten Fall werden sie als Futtermittel oder zur Biogaserzeugung verwendet.Wenn es um gesunde Lebensmittel geht, sprechen wir im Backwerk oft von der Reduktion von Salz und Zucker. Bei beidem verfolgt das Unternehmen eine einfache, aber effektive Strategie: Anstatt auf einmal die Mengen sprunghaft zu reduzieren, werden diese nach und nach in kleinen Schritten reduziert, sodass sich die Kund*innen daran gewöhnen. Auf diese Weise wurde in den letzten 10 Jahren der Salzgehalt im Brot von 2,5% auf – je nach Sorte – 1,5-2% gesenkt. Bei Süßgebäck werden zusätzlich auch noch zuckerarme Produkte angeboten.TransformationUm die Öfen zu beheizen, benötigen Bäckereien eine Menge Energie, in der Regel Gas. Außerdem müssen die Backwaren möglichst frisch an die Filialen verteilt werden. Ein zentraler Bestandteil der Transformationsstrategie des Unternehmens ist Wasserstoff, der sowohl für die Öfen als auch für Lieferwägen verwendet werden kann. Zusätzlich will das Unternehmen in die Gewinnung von Strom aus erneuerbaren Energiequellen investieren. Vor allem an einem Windrad würde es sich gerne beteiligen, wofür es aber noch weitere Partner*innen bräuchte. An einer Photovoltaik-Anlage auf einem geplanten Neubau wurde hingegen wegen der hohen bürokratischen Hürden abgesehen, stattdessen wird eine Dachbegründung geplant. Hier wurden bereits Vereinfachungen im Bundestag beschlossen, die Umsetzung wird aber leider noch einige Zeit dauern. Die Elektromobilität hat sich in der Praxis noch nicht beweisen können. Ein E-Transporter, der testweise eingesetzt wurde, ist im Moment noch sehr teuer und kann in Bezug auf Reichweite und Traglast nicht mit den konventionellen Lastfahrzeugen mithalten. Zurzeit würde eine vollständige Umstellung zudem an den Lademöglichkeiten scheitern, da alle Fahrzeuge gleichzeitig über Nacht geladen werden müssten. Allerdings bin ich überzeugt, dass hier in den kommenden Jahren bessere und günstigere Fahrzeuge auf den Markt kommen und sich somit auch die Probleme lösen werden.Wünsche für den Herbst und WinterDas wichtigste für das Unternehmen ist im Moment Planbarkeit. Das bezieht sich vor allem auf die Gasversorgung aber auch auf die Corona-Verordnungen. Diese müssen weiter im Voraus angekündigt werden, sodass sich das Unternehmen mit seinen Beschäftigten darauf einstellen kann. Zudem wird befürchtet, dass wieder wütende Personen, die sich gegen eine Maskenpflicht wehren, in den Filialen Ärger machen werden. Zudem sollte ein weiterer Fokus auf der Wiederherstellung bzw. Modifizierung der Lieferketten liegen, damit Materialmängel wie z.B. Papierverpackungen und Maschinenteile behoben werden können. Dafür müssen wir auch die heimischen Ingenieursbetriebe stärken, denn Maschinenbau und Elektrotechnik ist für die Produktion in vielen anderen Branchen grundlegend.
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