Meinen herzlichen Dank an die Schwabacher Grünen, die mich eingeladen hatten, bei der diesjährigen Verleihung des Schwabacher Frauenpreises „Ausgezeichnet“ ein Grußwort zu sprechen.
Mit „Ausgezeichnet“ werden seit 2011 in Schwabach Frauen für herausragende Leistungen geehrt, die nicht im Rampenlicht stehen. Der diesjährige Preis ging an Imelda Bauer. Imelda Bauer war bis zu ihrem Ruhestand viele Jahrzehnte in Schwabach als Hebamme tätig. In dieser Zeit betreute sie über 3000 Schwangerschaften und unterstütze die werdenden Mütter, ihre Kinder auf die Welt zu bringen.
Anlass für mich, über den Berufsstand der Hebammen nachzudenken, jener Frauen, die uns bei der Geburt unserer Kinder bestehen. In Momenten, die zu den emotionalsten unseres Lebens zählen.
Leider erleben wir seit den 80er Jahren einen gewaltigen Rückschritt. Die Geburtshilfe in Bayern ist unterfinanziert. Es herrscht Personalmangel, trotz wieder steigender Geburtenzahlen. Unregelmäßige Arbeitszeiten und Bereitschaftsdienst sind der Normalfall. Der Nachsatz „falls keine Geburt dazwischen kommt“ bei Verabredungen kommt schon automatisch. Hinzu kommen die überproportional gestiegenen Haftpflichtprämien für freiberufliche Hebammen.
Was in unserer Vollkasko-Gesellschaft zunehmend verloren geht, sind die Wertschätzung und das gegenseitige Vertrauen. Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit und die Kompetenz der Hebammen. Dabei ist es ihre Erfahrung, die in diesem großen emotionalen Moment Sicherheit für Mutter und Kind bedeutet. Hebammen sind die Fachfrauen, an die wir uns immer erinnern werden.
War vor 30 Jahren das Schlagwort „sanfte Geburt“ noch voll im Trend, besteht heute zunehmend das Risiko einer „Autogeburt“. Allein in den letzten sieben Jahren haben in Bayern rund 40 Geburtsstationen geschlossen. Teilweise müssen Frauen auf dem Land bis zu 90 km gefahren werden, bis sie in einer Klinik mit Entbindungsstation sind. Wen wundert es da, dass das Ende einer Schwangerschaft immer seltener seinen natürlichen Gang geht, sondern künstlich eingeleitet wird oder dass die Kinder per Kaiserschnitt zur Welt kommen.
Dabei braucht eine Geburt doch Zeit und Geduld, und das obwohl diese nicht mit den Kriterien von Wirtschaftlichkeit und Effizienz in Einklang zu bringen sind. Sind wir dabei, Schwangerschaft und Geburt, das wertvollste für unsere Gesellschaft, zunehmend als Kostenfaktor im Gesundheitswesen zu sehen? Wenn wir die Kosten von Schwangerschaft und Geburt, aber nicht mehr die Schwangere im Blick haben, zeigt es an dieser Stelle ein gruseliges Bild von der Wertschätzung der Frauen in unserer Gesellschaft.
Für mich ist die Vergabe dieser Auszeichnung an Imelda Bauer ein Signal gegen das kalte medizinische Abarbeiten von Geburten und für den hingebungsvollen Beruf der Hebammen.
Meinen Respekt vor der Lebensleistung von Imelda Bauer.
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