Flächenfraßprojekt bedroht Fürther Trinkwasserversorgung 16. September 202116. September 2021 SymbolbildFlächenfraßprojekt bedroht die Wasserversorgung von rund 130.000 Menschen – Bürgermeister verkennen die GefahrFÜRTH/ALLERSBERG – Das geplante Sondergebiet Logistik bei Allersberg für den Onlineversandhändler Amazon stellt eine ernsthafte Gefährdung für die Trinkwasserversorgung von rund 130.000 Menschen dar. Die lokale Wasserversorgung der Stadt Fürth wird über die Trinkwasserbrunnen der infra in den drei Wasserschutzgebieten im Rednitztal, im Knoblauchsland und bei Allersberg realisiert. Die Fernwasserversorgung bei Allersberg mit ihren Anfängen in den 60er-Jahren deckt zu mehr als 40 Prozent den Gesamttrinkwasserbedarf von Fürth ab. Das Wasserschutzgebiet hat auch eine Bedeutung für die Katastrophen- und Notversorgung für Teile der Stadt Nürnberg. Maßgeblich für die damalige Standortwahl war ein weitläufiges, naturbelassenes Gebiet ohne Industrie und Gewerbe. Darauf wurden auch die vergleichsweise gering dimensionierten Schutzzonen des Wasserschutzgebiets ausgelegt. Der Fürther Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung scheint sich dieser Gefahr offenbar nicht bewusst zu sein. Zumindest lassen seine aktuellen medialen Äußerungen dies vermuten. Demnach gebe es über die Modernisierung des Wasserwerks im Knoblauchsland und die Sanierung der Fernwasserleitung nach Allersberg hinaus keinen weiteren Handlungsbedarf zur Sicherung der Wasserversorgung für die Zukunft. Ganz im Gegenteil – er sieht die Fürther Wasserversorgung für die Zukunftsherausforderungen sogar gut gerüstet. Dabei kann es sich nur um eine fatale Fehleinschätzung handeln. Denn ganz anders liest sich die Stellungnahme des städtischen Wasserversorgers infra, dessen Aufsichtsratsvorsitzender OB Jung ist, zum in der Planung befindlichen Sondergebiet Logistik bei Allersberg. „Darin führen die Wasserschutzexpertinnen und -experten konkrete Gefahren für das Grundwasser auf“, sagt die Grünen-Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs. Der Stellungnahme zufolge stellt ein Eingriff in den Untergrund ein akutes Risiko für das Grundwasser dar. Wenn die schützende Deckschicht des Grundwasserleiters geschädigt wird, können Verschmutzungen ins Grundwasser gelangen. Dazu kommt: Auch die Trinkwasserversorgung durch das Wasserschutzgebiet im Rednitztal, das bisher mehr als die Hälfte der Fürther Wasserversorgung gewährleistet, ist unmittelbar bedroht – und zwar durch die Folgen der Klimakrise.„Wer das Grundwasser schützen möchte, muss immer auch den Boden schützen“, betont Barbara Fuchs. Gerade die massive Flächenversiegelung auf 19 Hektar unmittelbar neben dem Trinkwasserschutzgebiet birgt die Gefahr, das Umland trocken zu legen, wenn das Regenwasser direkt über die angrenzenden Bäche in die Regnitz abgeleitet wird, anstatt wie bisher natürlich zu versickern. Wenn dann bei Starkregenereignissen die Bäche und Flüsse die Wassermassen nicht mehr aufnehmen können, kommt es zu großflächigen Überschwemmungen. Die Flutkatastrophe im Juli dieses Jahres, die auch hier in der Region die benachbarten Landkreise Fürth und Neustadt/Aisch schwer getroffen hat, hat dieses konkrete Gefahrpotenzial schmerzlich vor Augen geführt. „Deshalb fordere ich eine Erweiterung des Wasserschutzgebiets bei Allersberg, die auch die zukünftige Risikoentwicklung für das Trinkwasser durch die Klimakrise berücksichtigt“, so Barbara Fuchs. Nicht nur der Logistikstandort an sich sei aus offensichtlichen Gründen ungeeignet, es fehle dem gesamten Gewerbeprojekt in Allersberg ein sinnhafter Mehrwert. „Oberbürgermeister Dr. Jung muss umgehend seinen Amtskollegen Daniel Horndasch im Markt Allersberg kontaktieren und sich mit allen Mitteln für den Schutz der Trinkwasserversorgung der 130.000 Fürtherinnen und Fürther einsetzen. Dabei darf nichts unversucht gelassen werden“, fordert Barbara Fuchs. Dieses aktuelle Beispiel aus der Region lässt sich natürlich auch auf andere Flächenfraßprojekte an Wasserschutzgebieten in Bayern übertragen. Damit Grundwasserschutz wirklich gelingt müssen wir alle, also Politik, Wirtschaft, insbesondere die Industrie und Landwirtschaft sowie die Bevölkerung gemeinsam handeln. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource Wasser ist für unser Leben unabdingbar. Fehlgeleitete wirtschaftspolitische Entscheidungen dürfen keine Lebensgrundlage riskieren. Unter dem Motto „Unser Wald, unser Wasser, unser Leben“ werden sich die Landtags-Grünen bei ihrer Fraktionsklausur vom 22. bis 24. September in Fürth auch mit diesem Thema beschäftigen.
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