Besuch beim Zollhof-Gründerzentrum in Nürnberg

Am vergangenen Freitag waren Sabine Weigand, Verena Osgyan und ich im Zollhof eingeladen. Gemeinsam mit der Nürnberger Stadträtin Natalie Keller haben wir uns dort mit den Anne Christin Braun, Leiterin des Fachbereichs digitale Gesundheit und Marketing, und Judit Klein, Business Development Managerin, darüber ausgetauscht, wie man Frauen in der Gründerszene besser fördern kann. Dabei konnten wir auch die neuen Räumlichkeiten im Zollhof besichtigen, die erst vor zwei Jahren bezogen werden konnten.

Das Startup-Programm

Der Zollhof wurde 2017 ins Leben gerufen und hat seitdem mehr als 70 Startups im Gründungsprozess begleitet, von denen über 70 Prozent immer noch bestehen. Zum Vergleich: bundesweit liegt die durchschnittliche Überlebensrate bei gerade einmal knapp 10 Prozent. Insgesamt wurden so über 600 Arbeitsplätze geschaffen und etwa 110 Mio. Euro für Investitionen generiert. Im Zollhof werden jedes Jahr zehn ausgewählte Teams in einem sechsmonatigen Programm beraten und beim Gründungsprozess begleitet. Sie können dabei die Arbeitsplätze und Räumlichkeiten im Zollhof nutzen und haben Zugang zu einem umfassenden Netzwerk. Im Fokus stehen dabei die positive Innovationsfreude und die Lösungsorientierung für ein Problem. Der Zollhof ist auf digitale Startups spezialisiert und orientiert sich an den SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen, um eine lebenswerte Zukunft zu schaffen. Für ihre Arbeit ist auch die Unterstützung der Kooperationspartner wie die Universität Nürnberg-Erlangen (FAU) und Unternehmen wie Siemens oder Schaeffler sehr wichtig. Aber auch der Freistaat Bayern und der Bund fördert die Programme finanziell. Hier ist die Politik gefragt, noch mehr für die Sichtbarkeit der Angebote zu tun und die Netzwerke insbesondere die Kooperationen mit den Universitäten zu unterstützen.

Talentförderung

Neben dem Programm für Startups gibt es auch ein Talentförderprogramm, das in enger Zusammenarbeit mit der FAU Studierende über drei Monate begleitet und auf eine Gründung vorbereitet. Von den 132 geförderten Talenten haben so schon 17 Personen eigene Startups gegründet. In diesem Programm haben die Teilnehmenden sehr viel Freiheit, können viel rumprobieren und eigene Lösungen finden, um so Erfolge zu kreieren. Dabei wird der Innovationsgeist gefördert und gleichzeitig auch schon viele Fragen im Vorfeld geklärt, um Unsicherheiten für eine spätere Gründung vorzubeugen.

Frauen in der Gründerszene

Der Zollhof versucht, ganz gezielt auch Frauen zu fördern und hat dabei auch enorme Fortschritte erzielt. So sind nicht nur über die Hälfte der Tech Incubator*innen weiblich, sondern auch der Anteil der geförderten Grüner*innen ist seit 2017 von 10 Prozent auf 44 Prozent angestiegen. Bei der Talentförderung ist der Frauenanteil sogar bereits exakt die Hälfte. Auch bei ihren eigenen Events hatten sie im letzten Jahr erstmalig mehr Frauen auf der Bühne als Männer. Eine große Herausforderung liegt darin, auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen einzugehen, ohne dabei bestehende Stereotypen zu reproduzieren. Denn im Vergleich zu Männern stellen Frauen häufiger Fragen und sind weniger risikofreudig. Auffällig ist, dass sich Frauen auch in der Gründerszene in bestimmten Bereichen stärker engagieren als in anderen. Während z.B. in der digitalen Gesundheit, bei Nachhaltigkeit oder auch Gemeinwohlökonomie die Frauen die Mehrheit darstellen, sind sie in den klassischen MINT-Bereichen immer noch unterrepräsentiert. Ein weiteres Problem ist, dass Frauen häufig größere Probleme haben, Risikokapital für ein Startup zu bekommen, was auch daran liegt, dass das Investorennetzwerk fast vollständig aus Männern besteht. Aber der Zollhof zeigt, dass gezielte Initiativen und Fördermaßnahmen einen großen Unterschied machen können. Genau hier setzen wir auch an, wenn wir das Pop up-Gründerinnenzentrum am 04. Juni nach Nürnberg zu holen.

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