Besuch beim Vliesstoffproduzenten Sandler in Schwarzenbach

Am vergangenen Dienstag haben Tim Pargent und ich die Vliesproduktion der Sandler AG in Schwarzenbach besichtigt und konnten sowohl mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Christian Sandler als auch mit Philipp Ebbinghaus, dem Bereichsleiter für Finanzen, und Katharina Obergruber, der Senior Managerin für Nachhaltigkeit sprechen. Anschließend wurden wir vom Abteilungsleiter für Betriebsplanung Wolfgang Raithel durch die Anlage geführt.

Ein traditionsreiches mittelständisches Unternehmen

Die Sandler AG wird bis heute in vierter Generation von der Gründungsfamilie geführt und hat insgesamt fast 1000 Beschäftigte. Zwischen 70 und 90 Personen werden im Betrieb ausgebildet, es werden sowohl klassische Ausbildungen als auch Duale Studiengänge angeboten. Im Dauerschichtbetrieb werden in Schwarzenbach jährlich über 100 Tonnen Vliesstoffe hergestellt, von denen rund 60% exportiert werden. Aufgrund eines 5-Schichten-Betriebs gibt es jedoch flexible Arbeitszeitmodelle, wodurch die Firma sehr wenig Fluktuation hat. Die Familie legt viel Wert auf Standorttreue und möchte auch weiterhin vor Ort produzieren. Die Vliesstoffe werden sowohl in der Hygieneindustrie, im Transportwesen, der Filtration, in der Bekleidungs- und Möbelindustrie als auch zur Geräuschdämmung oder Wärmeisolation eingesetzt.

Maskenproduktion in der Pandemie

2020 ist Sandler der Aufforderung des Bundes gefolgt, soviel Vliesstoffkapazitäten wie möglich zur Verfügung zu stellen, um die Maskenproduktion in Deutschland zu forcieren. Durch die Investition in eine neue Vliesstoffanlage zur Produktion von Filtervliesstoffen sowie den Aufbau des Masken-Verbunds Bayern hat Sandler einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Bayern/Deutschland geleistet. Die Produktionsanlagen zur Fertigung von Vliesstoffen für Atemschutzmasken waren ein gutes Jahr komplett ausgelastet.  Der Rückgang der Nachfrage – bedingt durch die günstigeren Masken aus China – ist deutlich spürbar. Die Einfuhr der Masken aus China ist auf der anderen Seite natürlich auch ein ökologisches Desaster. Ich bin der Meinung, dass uns regionale Wertschöpfung diese paar Cent durchaus Wert sein müssten. Denn so unterstützen wir auch unsere eigene Wirtschaft, machen uns weniger Abhängig vom Import medizinischer Produkte und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz.

Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens

Das gesamte Unternehmen legt schon seit vielen Jahren viel Wert auf Nachhaltigkeit. So gibt es auf dem Firmengelände selbst Biotopflächen und auch der nahegelegene Ökopark Hertelsleite wurde kräftig unterstützt. Seit den 90er-Jahren wurden viele Maßnahmen umgesetzt, um zum Beispiel nachwachsende Rohstoffe zu verwenden, Produktionsweisen effizienter zu machen und neue nachhaltige Technologien zu entwickeln. Schon heute sind ein Drittel der verwendeten Rohstoffe aus nachwachsenden Quellen oder recycelte Kunststoffe. Jedoch gibt es auch zum Beispiel bei Filtern Anforderungen, die bisher leider noch nicht durch recycelte Materialien erfüllt werden können. Das Verbot von single-use-Plastik auf EU-Ebene hingegen ist bisher vor allem im Hygienebereich eine Herausforderung. Hier wird mit der Hochschule in Hof zusammengearbeitet, um neue Möglichkeiten zu erforschen und zu erproben. Seit 2020 arbeitet das Unternehmen an einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie, um die klimafreundliche Transformation zu bewältigen, Energieunabhängigkeit zu fördern und gleichzeitig Lebensräume zu erhalten. Auch Zero Waste Projekte und der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft wird bereits erprobt. Insgesamt ist das Engagement der Unternehmensführung sehr groß und geht deutlich weiter als viele in der Politik sich vorstellen können.

 Energieversorgung als größte Herausforderung

Die Vliesproduktion ist sehr energieaufwendig, insbesondere bei den Techniken, wo Hitze eingesetzt wird. Aus diesem Grund ist der Betrieb auf Erdgas angewiesen, eine Umstellung auf andere Energiequellen erfordert Zeit und kann nicht von heute auf Morgen erfolgen. Das Gas macht derzeit etwa die Hälfte des Energiebedarfs aus, würde es knapp werden, müssten Teile der Produktion stillstehen. Gleichzeitig haben sich die Energiekosten innerhalb kurzer Zeit verdreifacht. Der Energiebedarf ist so groß, dass die Grundlast des Strombedarfs (ohne Produktion) von Photovoltaik-Anlagen auf den Werksdächern nur zu knapp einem Prozent gedeckt werden könnte. Würde das Unternehmen vollständig von Gas auf Strom umrüsten, bräuchte es über 20 Windräder oder ca. 120 Hektar Solarmodulfläche. Die Investitionskosten, um einen solchen Bedarf zu decken sind enorm. Hier ist es jetzt die wichtigste Aufgabe der Politik, die Versorgungssicherheit herzustellen und klare Perspektiven für die nächsten Jahre zu schaffen. Zudem brauchen Betriebe wie Sandler langfristig eine Infrastruktur für alternative Energien wie z.B. auch grünem Wasserstoff. Auch der Freistaat Bayern muss sich hier seiner Verantwortung stellen und darf sich nicht den bundesweiten Ausbauzielen entgegenstellen.

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