Besuch bei der Bäckerei Weinmühle in Burgfarrnbach

Am Dienstag habe ich die Handwerksbäckerei Weinmühle in meinem Wahlkreis besucht. Das Familienunternehmen ist bereits seit dem 19. Jahrhundert im Ort angesiedelt, damals war es jedoch ausschließlich eine Mühle, die zum Schloss gehörte. Nach einem Brand im Jahr 1920 wurde die Mühle wiederaufgebaut, erst ab etwa 1980 wurde der Betrieb erweitert, da die Mühle allein – wie viele andere – nicht mehr wettbewerbsfähig war. Damals belieferte das Unternehmen etwa 120 Bäckereien in der Region. So wurde schließlich auch der eigene Laden eröffnet. Um die Qualität des Mehls zu demonstrieren, wurden eigene Backversuche unternommen und der erste Bäcker eingestellt. Das neue Geschäft war so erfolgreich, dass Ende der 80er Jahre der Mühlenbetrieb vollständig eingestellt werden konnte, da er sich einfach nicht mehr rentierte. Heute ist der Inhaber Albert Wein neben Müllermeister auch Bäckermeister und hat 6 Mitarbeiter*innen.

Die Bäckerei ist aber nur ein Teil des Geschäfts. Da auch im Bäckerhandwerk der Konkurrenzdruck enorm ist, werden im Laden zusätzlich noch weitere Waren wie Käse, Tee, Gewürzen, Getreide, Ölsaaten und Wein verkauft. Nach der Corona-Pandemie möchte die Familie diesen Zweig auch noch deutlich ausbauen. Im Laden arbeiten zusätzlich noch acht weitere Personen, sodass die Weinmühle insgesamt 14 Beschäftigte hat.

Die Bäckerei achtet sorgfältig auf die Qualitätsstandards, genau wie bei den Brauereien gibt es auch hier ein Reinheitsgebot. Back- und Fertigmischungen sind tabu, ebenso wie Zusatzstoffe oder Margarine als Butterersatz. Alle Backwaren stammen aus der eigenen Backstube. Seit der Entstehung des Biohandels wurde auch dieser Zweig eingegliedert, sodass heute sowohl Bio- als auch konventionelle Backwaren angeboten werden. Also ein Handwerksbetrieb, wie man sich ihn nur wünschen kann.

In letzter Zeit hatte das Unternehmen vor allem mit zwei Problemen zu kämpfen. Das eine war die Pandemie: Auch wenn der Laden geöffnet war, ist der Umsatz um fast 75 Prozent zurückgegangen, insbesondere auch, weil die Gastronomie nicht mehr bestellte. Gleichzeitig wurde der Anspruch auf Hilfszahlungen abgesprochen. Dennoch ist bei vielen Menschen in der Pandemie das Bedürfnis, gute Lebensmittel zu kaufen und dafür auch ein bisschen mehr zu zahlen als im Supermarkt, gestiegen. Mit dem Abflachen der Krise ist dieser Trend jedoch wieder stark zurückgegangen, insbesondere der Verkauf von Bio-Waren ist deutlich gesunken.

Das zweite Problem sind die steigenden Preise. Nicht nur seit Beginn des Krieges in der Ukraine, auch schon vorher haben sich die Preise enorm erhöht. Somit hat sich der Mehlpreis innerhalb von drei Jahren beinahe verdoppelt, der Preis von Butter inzwischen sogar fast verdreifacht. Insgesamt führt das zu Mehrkosten im Einkauf von mehreren Tausend Euro im Monat. Bei den Bio-Produkten ist der Anstieg im Vergleich jedoch deutlich geringer. Da sich inzwischen die Lieferengpässe einigermaßen entschärft haben, besteht der Verdacht, dass manche die Preisentwicklung infolge der Krisen ausnutzen, um grundlos ebenfalls die Preise zu erhöhen. Diesem Trittbrettfahrer-Phänomen muss die Politik natürlich unbedingt einen Riegel vorschieben. Denn häufig gibt der Handel die Preise nicht an die Kunden weiter sondern an die kleinen Zuliefer-Betriebe, was deren Situation doppelt belastet. Hier ist die BÄKO, eine Einkaufgenossenschaft für Bäckereien und Konditoreien ein wichtiger Partner, da hier die kleinen Betriebe gebündelt mit den großen Handelsunternehmen verhandeln und so stärker auftreten können. Obendrauf kommen aber auch noch die enorm gestiegenen Energiekosten, da die meisten Bäckereien ihre Öfen mit Gas beheizen. Letztendlich führt das alles auch zu einem Preisanstieg bei den Backwaren. Weil die Leute aber sparsamer sind, geht der Umsatz entsprechend deutlich zurück.

Zusätzlich zu den beschriebenen Problemen wurde mir auch mitgegeben, dass die Politik ein europäisches Energienetz mit einem stabilen Strommix aufbauen und eine Reduktion der hohen Abgaben für kleine Handwerksbetriebe veranlassen müsse. Gemeinsam mit effektiven Maßnahmen zur Bekämpfung der Preissteigerungen für Lebensmittel und Energie seien das die wichtigsten Anliegen. Das werde ich auf jeden Fall auch für unser Fachgespräch im September mitnehmen.

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