Besuch bei Franken Brunnen

Zur Lebensmittelwirtschaft gehört selbstverständlich auch die Getränkewirtschaft, die etwa 10 Prozent des Umsatzes der Branche generiert. Am 16. Mai habe ich daher gemeinsam mit unserer stv. Landrätin Ruth Halbritter und dem Fraktionsvorsitzenden im Kreistag und Stadtrat David Muck den Firmensitz von Franken Brunnen in meinem Betreuungsstimmkreis in Neustadt a.d.Aisch besucht. Das erfolgreiche Familienunternehmen ist seit 1932 dort angesiedelt und hat inzwischen 19 Marken und 7 Standorte. Der regionale Marktführer in Nordbayern beschäftigt insgesamt über 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon über 370 im Landkreis Neustadt a.d.Aisch-Bad Windsheim. Bei dem Termin haben wir ausführlich mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Michael Bartholl sowie dem Leiter des Bereichs Umwelt Josef Aigner gesprochen und konnten unter der Führung des technischen Betriebsleiters Peter Fischer auch die Produktion besichtigen.

Wasserentnahmerechte

Die Rechte und Erlaubnisse für die Entnahme und Nutzung von Wasser werden in Bayern in der Regel von den Unteren Wasserbehörden unter fachlicher Beteiligung der Wasserwirtschaftsämter erteilt. Für uns Grüne ist klar: Die kommerzielle Nutzung darf nicht die Versorgung der Haushalte mit Leitungswasser beeinträchtigen, denn diese gehört zur Daseinsvorsorge des Staates und hat daher höchste Priorität. In diesem Kontext waren wir erfreut zu hören, dass Franken Brunnen sehr darauf achtet, weniger Wasser zu entnehmen als sich neu bildet, um die Reserven nicht abzunutzen. Das Unternehmen verfolgt den Ansatz, dezentral an mehreren Quellen und Standorten geringere Mengen Wasser zu entnehmen, um die Wasservorkommen zu schützen. Insgesamt schöpft es auch nur einen Teil seiner Wasserrechte aus. Da in Deutschland nur ein sehr kleiner Anteil des Trinkwassers tatsächlich zum Trinken verwendet wird, sei es in Form von Trinkwasser oder von Mineralwasser benötigt der Franken Brunnen-Abfüllbetrieb in Neustadt auch nur etwa 20-25% der Gesamtmenge an Wasser, welche die Neustädter Stadtwerke für die öffentliche Trinkwasserversorgung benötigen. Wichtig ist dem Unternehmen jedoch, dass wasserrechtlichen Erlaubnisse weiterhin langfristig und nach fachlichen Kriterien erteilt werden, um Planungssicherheit haben zu können. Das betrifft auch andere Betriebe, die auf reines Wasser angewiesen sind, wie z. B. Brauereien und Heilbäder.

Wasserqualität und Umweltschutz

Die privatwirtschaftliche Nutzung und Vermarktung von Mineralwasser erfordert die Garantie höchster Qualitätsstandards. Es gelangen jedoch zunehmend mehr Schadstoffe in unser Grundwasser, wobei diese mit zunehmender Tiefe in den Bodenschichten herausgefiltert werden. Insbesondere die intensive Düngung auf landwirtschaftlichen Flächen führt zu höheren Belastungen mit Nitrat, was im Trinkwasser zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Daher gibt es die gesetzliche Vorgabe, dass Mineralwasser aus unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Vorkommen stammen muss. Nitratprobleme kommen daher bei Mineralwasser typischerweise nicht vor. Um darüber hinaus die Wasserqualität zu schützen, gibt es in Bayern Wasserschutzgebiete. Diese dienen nicht nur dem Umweltschutz, sie sollen den Eintrag von Schadstoffen in die Wasservorkommen vermeiden und sind daher unbedingt schützenswert. In diesem Punkt waren wir uns mit Franken Brunnen auch sofort einig: Ein Eingriff in schützende Bodenschichten wie bspw. durch Tagebau, durch Fracking oder die Nutzung von Geothermie muss in diesen Gebieten deshalb streng reguliert und geprüft werden, um Verschlechterungen der Wasserqualität auszuschließen. Wir Grüne fordern, die bestehenden Wasserschutzgebiete unter allen Umständen zu schützen sowie weitere Schutzgebiete zu definieren.

Zuckerreduktion und Zusätze

In den letzten Jahren gab es zahlreiche Debatten darüber, welchen Einfluss Süßgetränke auf das immer weiter verbreitete Risiko für Übergewicht haben. Daher wurde auf sämtlichen politischen Ebenen über Regulierungen zum Zuckergehalt von Getränken debattiert. Auf Nachfrage haben wir erfahren, dass sich Franken Brunnen an der Erreichung des Branchenziels der Reduktion von Zucker bis 2025 beteiligt. So wurden neben klassischen Limonaden und „Zero“-Getränken einerseits kalorienfreie Erfrischungsgetränke (Mineralwasser mit Aromen) und andererseits Limonaden entwickelt, die rund 30% weniger Kalorien haben als herkömmliche Limonaden. Der Schwerpunkt von Produktion und Vermarktung liegt bei Franken Brunnen allerdings weiterhin auf natürlichem Mineralwasser.

Verpackung und Energiepreise

Franken Brunnen setzt bei der Abfüllung stark auf Mehrwegflaschen, sei es die PET- oder die Glasflasche. Das Unternehmen hat viel in die Umstellung von Einweg- auf Mehrwegflaschen investiert. Das Pfandsystem funktioniert dabei auch heute für beide Typen einwandfrei. Der Rücklauf klappt so gut, dass heute etwa 99 % der Materialien in die Wiederverwendung (Mehrweg) oder das Recycling (Einweg) gehen. Der Recyclingprozess benötigt allerdings auch große Mengen an Energie, weshalb sich die aktuellen Preisentwicklungen auch hier bemerkbar machen.

Klimaschutz und Logistik

Eine Besonderheit der Mineral- und Tafelwasserverordnung ist, dass Mineralwasser vor der Abfüllung nicht per LKW transportiert werden darf, sodass das Wasser direkt aus der Quelle über Rohrleitungen im Abfüllbetrieb landen muss. Nach der Abfüllung müssen aber die Flaschen natürlich trotzdem in den Handel und die Gastronomie gelangen. Franken Brunnen hat daher ein eigenes regionales Vermarktungskonzept. Für die Zukunft wollen sie auch hier noch ambitionierter werden: Der Verband Deutscher Mineralbrunnen und die Genossenschaft Deutscher Brunnen, denen auch Franken Brunnen angehört, haben sich selbst das Ziel der Klimaneutralität bis 2030 gesetzt. Um dies zu erreichen ist nicht nur eine Umstellung der Produktionsprozesse inklusive des Ausbaus erneuerbarer Energien notwendig, sondern es sind auch im Speziellen klimaneutrale Energieträger für den Transport erforderlich. Hier braucht es von Seiten der Politik klare Zusagen und Planungssicherheit.

 Wassersparsamkeit belohnen

Abschließend war auch noch ein wichtiger Punkt, den uns die Unternehmensvertreter genannt haben, das Thema Wassersparen. Das mag im ersten Augenblick abwegig erscheinen, jedoch ist offensichtlich, dass handelsübliches Mineralwasser aufgrund seines im Vergleich zum Leitungswasser höheren Preises auch wirklich zum Trinken verwendet wird. Bei letzterem hingegen steigt der Verbrauch in den letzten Jahren an, vor allem für Spül- und Reinigungsvorgänge. Die einstigen Kampagnen zum Wassersparen sind heute nicht mehr so stark im Bewusstsein der Bevölkerung präsent. Auch in Europa ist Wasser ein begrenztes und unter anderem aufgrund des Klimawandels ein immer knapper werdendes Gut. Die privatwirtschaftliche Entnahme von Mineralwasser ist nur ein kleiner Bruchteil dessen, was unsere Gesellschaft Tag für Tag benötigt. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch in Deutschland beträgt 120 bis 130 Liter an einem Tag pro Person, davon werden etwa 1 Liter getrunken und weitere 4 Liter zum Zubereiten von Speisen verwendet, der Rest findet überwiegend für Wasch-, Reinigungs- und Spülzwecke Verwendung, während der durchschnittliche Mineralwasserkonsum bei 0,3 bis 0,4 Liter am Tag pro Person liegt. Um unsere Trinkwasserreserven zu schützen, müssen wir also vor allem Wasser in unserem Alltag einsparen, das nicht zum Trinken verwendet wird. Diesen Punkt nehmen wir natürlich gerne mit und werden ihn im Blick behalten.

Ein regionaler Partner

Franken Brunnen ist nicht nur ein lokal bedeutsamer Arbeitgeber, sondern auch ein wichtiger Partner in der Region, sei es als Sponsor mehrerer bayerischer Fußballvereine oder auch im gemeinsamen Austausch über Umweltschutzmaßnahmen und Infrastruktur. Gerne setzten wir unseren Austausch fort. Es hat mich daher auch sehr gefreut, dass ich von meinen beiden Kolleg*innen aus der Lokalpolitik begleitet wurde, damit wir diesen Dialog auch Ebenen übergreifend führen können.

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