Besuch der NürnbergMesse

Gemeinsam mit meiner Kollegin Sabine Weigand habe ich die NürnbergMesse besucht. Dort haben wir mit Geschäftsführer Peter Ottmann, mit Dr. Thomas Koch und Dr. Ulf Santjer über die aktuellen Herausforderungen für die Messegesellschaft  nach Corona und auch über Nachhaltigkeit gesprochen.

Die NürnbergMesse ist eine der größten Messegesellschaften weltweit, ebenso wie das Messegelände in Nürnberg. Die Messe ist nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber, sie wirkt auch eng mit anderen Branchen zusammen. So werden in der Spitzenzeit etwa 40% der regionalen Hotelkapazitäten durch Messegäste ausgeschöpft. Auf dem Gelände mit seinen 16 Hallen und über 180.000m2 Ausstellungsfläche werden in jeder Räumlichkeit durchschnittlich 13-15 verschiedene Events im Jahr ausgetragen, von der kleinen Tagung bis zur internationalen Messe. Angefangen hat die NürnbergMesse 1974 als Betreiberin des damals neuen Messezentrums in Nürnberg-Langwasser. Dieses wurde Anfang der 70er vor allem für die wachsende Spielwarenmesse auf der „grünen Wiese“ neu errichtet. Heute veranstaltet die NürnbergMesse rund 120 eigene Messen und Kongresse in Nürnberg und weltweit. Das Portfolio erstreckt sich über fünf Branchencluster von Konsumbranchen bis hin zur Sozialbranche und beinhaltet Fachmessen wie die BIOFACH (Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel), die it-sa (Europas größte IT-Sicherheitsmesse) oder das Messe-Duo aus HOLZ-HANDWERK und FENSTERBAU FRONTALE.

Die Corona-Pandemie hat die Messebranche weltweit stark beeinträchtigt. Es wurden nicht nur Messen abgesagt, es gab auch einen deutlichen Rückgang an Besucher*innen und Teilnehmenden. Insbesondere die mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben sich noch nicht so sehr erholt und melden weniger Teilnahmen an. Vor Corona war Deutschland der international bedeutendste Messestandort. Um den Standort attraktiv zu halten, werden jetzt auch digitale Angebote weiterhin aufrechterhalten und weiterentwickelt, die das übliche Veranstaltungskonzept zum Beispiel um hybride Messestände ergänzen. Dabei wird auch darauf geachtet, technisch vollumfänglich ausgestattet zu sein – wie z.B. durch 5G-Verfügbarkeit auf dem gesamten Gelände. So wird der Standort auch attraktiver für Messen in den Bereichen Technologie, IT oder Bauen. Insgesamt hat die Pandemie jedoch etwa die positiven Entwicklungen des letzten Jahrzehnts wieder zurückgesetzt. Profitiert von der Situation haben hingegen Standorte mit weniger Maßnahmen wie z.B. Dubai. Die NürnbergMesse sieht sich als Wirtschaftsmotor der Region. So hat eine ifo Studie ergeben, dass die Messeaktivitäten der NürnbergMesse jährlich 1,93 Mrd. € an Kaufkrafteffekten deutschlandweit generieren. Entsprechend groß sind die entgangenen Einnahmen durch die Pandemie. Hier hat die ifo Studie ein Minus von 1,55 Mrd. € errechnet.

Messen leben von internationalem Austausch, von globaler Vernetzung und Zusammenarbeit. Insofern haben auch Messegesellschaften in Bezug auf Nachhaltigkeit große Aufgaben vor sich. Daher nimmt das Thema Nachhaltigkeit auch erstmals einen wichtigen Teil des Geschäftsberichts in Anspruch. Neben dem Umstieg auf erneuerbare Energien ist auch vorgesehen, Verpackungsmengen zu reduzieren, Recyclingquoten zu erhöhen und Lebensmittelverschwendung vorzubeugen. Zudem hat sich die NürnbergMesse den SDGs – den Nachhaltigkeitszielen der UN – verschrieben und arbeitet an einer weiteren DIN-Zertifizierung in diesem Bereich.

Vor Ort hat die Messe etwa 500 Beschäftigte zuzüglich über 50 Azubis. Fast zwei Drittel der Beschäftigten sind weiblich, allerdings finden sich in den Führungspositionen immer noch viel zu wenig Frauen. Um dem zu begegnen wurde ein passgenaues Programm ins Leben gerufen. Die Messe bietet mehr als 50 verschiedene Arbeitszeitmodelle an und versucht, auch beim Arbeitsplatz viel Flexibilität anzubieten. Der Grundsatz lautet hier Vertrauensvorschuss statt Misstrauen sowie ein starker Fokus auf Teambuilding. Anders als bei vielen anderen Unternehmen findet die NürnbergMesse noch ausreichend viele Azubis. Auch für das Duale Studium gibt es großes Interesse. Das interne Trainee-Programm wird dabei sehr gut angenommen.

Als Anregungen haben wir vor allem mitgenommen, dass Messen bei der Verhängung von Corona-Maßnahmen als eine eigene Wirtschaftsbranche anerkannt werden möchten. Denn oft werden wegen der Kategorisierung der Branche Beschränkungen auferlegt, die nicht nur unvorteilhaft sind, sondern auch weder angemessen noch sinnvoll sind. Messen sind viel flexibler gestaltbar als beispielsweise kulturelle Großveranstaltungen, aber sie sind auch nicht vergleichbar mit Einzelhandelsbetrieben mit kleinen, engen Räumlichkeiten. Wichtig ist es daher vor allem, dass es ganz klare Maßnahmen gibt, die es Messen erlauben, mit der Situation umzugehen und die Besucher*innen gezielt zu koordinieren, um Risiken zu vermeiden, aber gleichzeitig auch so viel Freiraum wie möglich zu lassen. Dabei hilft natürlich auch eine sachliche und informative Impfkampagne.

Die NürnbergMesse nimmt ihre soziale Verantwortung sehr ernst und hat die Halle 3C aktuell pragmatisch für Geflüchtete aus der Ukraine zu Verfügung gestellt und sich um die komplette Logistik gekümmert. Im vergangenen Jahr wurde die gleiche Halle als Impfzentrum für Nürnberg genutzt und dort wurden über 176.000 Bürgerinnen und Bürger geimpft.

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